Zuflucht im Schönen No. 45: Blumen und Bier, Zola und Manet

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Am Muttertag gibts Blumen, am Vatertag gibts Bier.

Warum wir es mit einem reaktionären und merkantile Frauenbild in der heute gängigen Entbindungspraxis zu tun haben (Nachklapp zur Hebammenthematik)*, das erstaunlicher Weise gar nicht so weit weg ist vom Frauenbild am Ende des 19. Jahrhunderts bei Zola. Zu dieser Zeit gab es eine große Begeisterung für Blumen, vor allem exotische, für botanische Gärten Wintergärten, Pflanztöpfe, und in den Romanen von Zola, Flaubert udn Maupassant wurden schöne Frauen mit Blumen aller Art verglichen. 

Frauen, die besonders schöne Blumen waren ... heißt, besonders sinnlich, erotisch und verführerisch, bringen insbesondere bei Zola moralische "Fäulnis und Zersetzung". Es geht um eine äußerst prüde und bigotte Auffassung von Sexualität, die Zola halb anprangert, halb teilt.

* Dazu noch: Die Welt rechnet, und irgendwann rechnen wir mit ihr ab (das ist auch eine Metapher) ... kriegt sie ihre Abrechnung. Die Welt, das sind wir. Sokrates, der Papa der abendländischen Philosophie, verglich immerhin den Vorgang des "einen Gedanken durch Gespräche auf die Welt Bringens" mit der Hebammenkunst. 

 

Der Roman "Nana" erschien 1879, das Bild "Nana" von Édouard Manet, der eng mit Zola befreundet war, wurde von ihm bereits zwei Jahre zuvor gezeigt, 1877. Das Bild erscheint uns heute schön, fast harmlos, aber wir werden über seine Implikationen noch sprechen.