Adel verpflichtet mit Alec Guiness (Kind Hearts and Coronets)

Adel verpflichtet mit Alec Guiness (Kind Hearts and Coronets)

Veröffentlicht:

Kind Hearts and Coronets - eine Produktion der Ealing Studios

Der Film wird im Kapitel VI. Träumen, phantasieren, erinnern in Abschnitt 6. Passport to Pimlico als einer der bedeutenden Filme des Jahres 1949 erwähnt, die in Großbritannien herauskamen und im Astra Cinema gezeigt werden - in Idas Kino (in der deutschen Version kam der Film erst 1956 heraus). Diese absolut hinreißende schwarze Komödie wird nicht ausführlich - und mit Idas Augen gesehen - erzählt, obwohl auch er manches spiegelt, was zu ihr passen würde - allein die Witwe, Lady d' Ascoyn, die ihren Sohn Louis allein erzieht ...

Regie: Robert Hamer

Drehbuch: Robert Hamer & John Dighton nach Motiven des (umstrittenen) Romans "Israel Rank: The Autobiography of a Criminal" von Roy Horniman 

Darsteller: Dennis Price, Alec Guiness, Valerie Hobson, Jean Greenwood u.a,

Der Film

Der Ton: Satirisch, sehr elegant, vor allem durch die trocken ironische Stimme des Erzählers, der zugleich der "Held" ist: Louis Mazzini.

Die Handlung: Um 1900.  Louis Mazzini d´Ascoyn sitzt im Gefängnis und soll wegen Mordes gehängt werden. Hochvornehm sitzt er an einem kleinen Tisch und verfasst seine Memoiren ... beginnend knapp vor seiner Geburt: Eine junge Dame aus alter Adelsfamilie verliebt sich in einen italienischen Tenor namens Mazzini, brennt mit ihm durch - und wird enterbt. Als der Sohn, Louis, auf die Welt kommt, kippt der Herr Papa leider aus den Latschen und stirbt. Arm, aber mit Stil, erzieht sie ihn als rechtmäßigen Erben eines Herzogstitels, und als sie ebenfalls stirbt, möchte sie in der Familiengruft begraben werden. Der Film erzählt nun, wie der junge ehrgeizige Mensch sich an die Familie heranarbeitet, die ihn und seine Mutter verstoßen hat, und wie er einen Titelerben nach dem anderen beseitigt: und alle diese Personen werden vom fabelhaft wandlungsfähigen Alec Guiness verkörpert.

Der Humor: very britisch. Alles wird trocken, knapp und sprachlich auf den Punkt kommentiert. Der Film lebt von Louis Mazzinis Sprachwitz als Erzähler, aber auch als Figur; seine Beobachtungsgabe und Distanz zu allem Gesellschaftlichen, dessen Vorzüge er zwar durchaus anstrebt, doch ohne darin aufzugehen, bringt viel Komisches in Gang. Durch seine Haltung - mimetisch, übetreibend, dabei cool - wird alles mögliche auf die Schippe genommen, was vermutlich viele Briten an den alten Adligen auf die Palme gebracht hat. Louis, der von dieser Welt ausgestoßen ist, hat einen umso schärferen Blick für soziale Milieus, ihre Gefälle, ihre Spannungen und Demütigungen - wie auch Ida sie in Lüneburg kennenlernt.

Dennis Price als Louis Mazzini im Film

Schelm, Hochstapler, Erfinder und Erzähler

Louis Mazzini ist ein britischer Felix Krull, Thomas Manns großer Hochstapler. 

Nach dem Krieg brachten sich nicht wenige gewitzte Charaktere durch Tricksereien und kleine Schummeleien durch. Sie finden ihren Widerhall in Louis Mazzini, aber auch in seinem absoluten Wunsch, eine bessere Position im Leben zu erlangen, koste es, was es wolle. 

Der doppelte Boden, der in die Geschichte gezogen wird, verdankt sich dem Kunstgriff, dass er - am Vorabend seines Todes durch den Henker - seine Erlebnisse selbst verfasst ...  mehr möchte ich nicht verraten!

 

Tipp: Absolut sehenswert!

 


adel-verpflichtet-mit-alec-guiness-kind-heart-and-coronets