"Nichts ist klein - nichts ist groß -
ganze Welten sind in uns"
– Edvard Munch, Tagebuch
In der Form eines Romans
verdichtet Tanja Langer drei zentrale Lebensstationen des Malers Edvard Munch (1863-1944), um von dort aus Leser*innen einen Einblick in seine Arbeiten und sein Werkverständnis zu geben. Es sind spannende Momente:
Sein Aufenthalt 1905-07 in Warnemünde, wo er sich mit der schmerzhaften Trennung von seiner Geliebten Tulla Larsen befasst, zugleich Männer in verschiedenen Lebensalter bannt und formale experimente macht. Die Fotografie mit ihren Doppelbelichtungen fasziniert ihn, zugleich Gedanken zum Kreislauf des Lebens. Er fährt häufig nach Berlin, um dort für Max Reinhardt und die Kammerspiele des deutschen Theaters zu arbeiten (lebensfries / Ibsens Hedda Gabler).
Munch trinkt zu viel, hat einen paranoiden Schub und weist sich schließlich in die Nervenheilanstalt in Kopenhagen ein.
Dort spielt der zweite Teil des Romans. Ein halbes Jahr in Behandlung hindern ihn nicht daran, seinen großen Zyklus "Alpha und Omega" zu schaffen und Menschen aus der Umgebung zu porträtieren.
Im dritten Teil erlebt man Munch in den letzten beiden Jahren seines Lebens auf Gut Ekely bei Oslo. Die Deutschen haben Norwegen besetzt; er, der in Deutschland seinen Durchbruch erlebt hat, wird nun von den Nazis als entarteter Künstler geächtet. Auf dem Gut setzt er sich mit seinen Erinnerungen und dem Alter auseinander, ein junges Modell, Hilde, weckt Gedanken an andere Modelle, die er malte ... auch Tulla Larsen beschäftigt ihn erneut.
Anmerkung zur Enstehung
2006 erschien der Roman "Kleine Geschichte von der Frau, die nicht treu sein konnte" bei dtv. Darin spielt Munch eine Rolle; der Roman wurde 2021 vom mitteldeutschen verlag noch einmal aufgelegt, siehe auch auf dieser Homepage: https://www.tanjalanger.de/werke/neu-kleine-geschichte-von-der-frau-die-nicht-treu-sein-konnte/?edit=true
Edvard Munch lebte von 1863 bis 1944. Viele Maler*Innen des 20. Jahrhunderts setzten sich mit ihm auseinander. Als ich jung war, konnte ich mit Edvard Munchs berühmten „Schrei“ nicht viel anfangen. Bei einer Reise nach Norwegen, 2001, lernte ich ihn zum erstenmal richtig kennen, in der Rasmus Meyer Collection, und Munch fand einen Platz im Roman „Kleine Geschichte von der Frau, die nicht treu sein konnte“.
Danach dachte ich, genug gemuncht, doch jedesmal, wenn ich z.B. auf einer Lesereise in einer anderen Stadt sah „Munch-Ausstellung“, ging ich hin. Ich fuhr nach Emden, Frankfurt etc.. Machte Notizen. Kaufte Kataloge. Und so entstand ein eigenes Buch. (TL, 2013)
Bei der Lesung am 13.12.2013 anlässlich des 150. Geburtstags Munchs im Verein Berliner Künstler.
Tanja Langer wurde von der Norwegischen Botschaft und dem Verein Berliner Künstler, in der Munch mit seine ersten großen Ausstellung einen Skandal auslöste, eingeladen, aus ihrem "Munch-Buch" zu lesen.
Das "Bild" ist eine Torte!
Kurz gesagt:
Ausgehend von drei Zeitabschnitten seines Lebens erzählt der Roman etwas über die Kunst, die Themen Liebe, Eifersucht, Angst und Tod: Warnemünde (1905-1907); Kopenhagen, Nervenheilanstalt Winter 1908/09; Ekely (Norwegen), 1942-1944.
„Tanja Langer schreibt ein herrlich atemloses Porträt des Malers"
(...) In einem schnellen Strom fließen die Worte, überschlagen sich die Erinnerungen und Beschreibungen. (...) Nicht alles ist Wahrheit, vieles nur Dichtung, doch es erfüllt seinen Zweck perfekt (...) Die Sätze werden ruhiger, fließen im gleichen Tempo wie Munch sanfter, berühmter, beherrschter, sesshafter wird. (...) Tanja Langer ist mit diesem Buch ein wunderbar-eindringliches Künstlerporträt gelungen.“
Uta Baier, in parnass 4/2013
Ins Italienische übersetzt
erschien der Roman 2016 beim renommierten Verlag Mondadori Electa Storie