Daniel Kehlmann schrieb über den Roman:
„Man kann nicht umhin, diesen Roman zu bewundern (...) Die Passagen, in denen Tanja Langer das Leben und die von grimmiger Paranoia gezeichnete Persönlichkeit Eckarts rekonstruiert, sind vielleicht die besten: Es gelingen ihr wunderbare Absätze der einfühlenden Analyse, frei von Sympathie und doch geprägt von Verständnis“
Daniel Kehlmann, Literaturen 05/ 2002
"Immer war es am Ende meiner Schwangerschaften, daß er aufkreuzte und sich in meinen Träumen festsetzte, mich dickbäuchig und schwerfällig in Bibliotheken trieb."
Denn die junge Frau spürt, dass in der Gesellschaft, die sie umgibt, rechtes Gedankengut - Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Antidemokratismus, Hass auf (Anders-)Denkende - greifbar wird (Hoyerswerda), ja, allmählich salonfähig. Sie sorgt sich, denn sie setzt gerade Kinder "in die Welt".
Dietrich Eckart, Vordenker der Nazis,
geboren 1868 in Neumarkt in der Oberpfalz, wollte Dramatiker werden und zog deshalb zur Jahrhundertwende nach Berlin. Doch die Theaterkritiker zerfetzten ihn, völlig zu Recht, und er, der schon länger morphiumsüchtig war und zu viel trank, suchte die Schuld bei der jüdischen „Intelligenz“, wie viele Kritiker, aber auch Schriftsteller von Antisemiten schon damals abfällig genannt wurden. Eckart, der versuchte, mit einer fürchterlichen Ibsen-Übersetzung die Gunst Kaiser Wilhelms II. zu gewinnen (das Stück "Peer Gynt" in seienr Übersetzung wurde auch tatsächlich aufgeführt), steigerte sich in seinen Hass hinein und begründete nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er selbst nicht als Soldat teilnahm, den „Völkischen Beobachter“, das spätere Propagandaorgan der Nazis, und führte Hitler in die sogenannten "besseren Kreise" in München ein.
Wie wird einer so wie er? Und wieso hat man meinen Eltern, die in der Hitlerzeit Kinder und Jugendliche waren, Männer wie ihn als Vorbild vorgesetzt? Was hat es mit ihnen gemacht? Welche depressiven Verstimmungen habe ich von ihnen geeerbt, und wie verhindere ich es, sie an meine Kinder weiterzugeben?
Das rechtsradikale Denken hatte damals, Anfang der Zwanziger, die „Mitte der Gesellschaft“ erreicht, Ärzte, Anwälte, Verleger - und während ich das alles recherchierte, hatte ich durchaus Begegnungen mit ähnlichen Leuten, die auf dem besten Weg dorthin waren: 2000, 2001.
Ich wurde mit dem Buch nach Klagenfurt zum Bachmann-Preis eingeladen, erfuhr jedoch krasse, ablehnende Reaktionen. Aus dem Publikum kam eine Frau zu mir und sagte: „Machen Sie bloß weiter so, Sie geben uns eine Stimme, wir Mütter sind die Kehrschaufel der Nation.“ Denn ich ließ eine junge Frau mit kleinen Kindern diese Auseinandersetzung führen.
Große Anerkennung erhielt ich von SchriftstellerInnen, allen voran Daniel Kehlmann, Hans-Christoph Buch und Tanja Dückers.
Inzwischen findet man viel über Dietrich Eckart in rechtsradikalen Foren. Ich habe schon mehrere beim Jugendschutz angezeigt. Damals, als ich recherchierte, gab es nicht viel. Ich musste tief in Archive, viel herumtelefonieren, herumfahren, Leute befragen. Dafür bekam ich Kritiken, die dieses Wissen als ihres ausgaben und über mein Buch tendenziell sagten: "Mutti zwischen Windeln darf nicht über Hitler nachdenken."
Den Morphinisten gibt es jetzt nur noch antiquarisch bei ZVAB.
Das Phänomen Dietrich Eckart aber ist frisch wie nie.