"Monika Melchert erzählt in ihrem neuen Buch spannende Literaturgeschichte (...) sie erzählt mit einer schönen, emotionalen Nähe zu den Geschehnissen" Klaus Walther, in : Lesart 3 / 18
"Melchert weiß gut Bescheid. Jetzt ist ihr ein erstaunlich schönes Buch gelungen, weil sie zu erzählen weiß" - Christel Berger, Neues Deutschland, 1.12.2018
"Monika Melchert beschreibt argumentativ überzeugend, menschlich einfühlsam und sprachlich elegant, wie es Anna Seghers gelang, in einer für die Familie immer bedrohlicher werdende Situation eine immense literarische Kraft zu entfalten." Hans- Willi Ohl, in Argonautenschiff, Jahrbuch der Anna-Seghers-Gesellschaft, Nov. 2018
Ein erzählender Essay über Anna Seghers Jahre im Exil
Dann nimmt sie ihre Kinder je eines an der Hand und sie laufen durch den nahen Park der Madame Pompadour ...
Es waren harte Zeiten in Deutschland, nicht nur für Anna Seghers, eine kommunistische, jüdische Schriftstellerin. Mit tänzerischer Anmut zeichnet Monika Melchert ein überraschendes Porträt der großen Schriftstellerin, die 1933 mit Mann und Kindern vor den Nazis nach Frankreich fliehen musste. Sie erzählt, wie Anna Seghers unter wachsender Bedrohung ein Schreiben entfaltet, in dem sie Politik und Poesie auf einzigartige Weise verbindet. Wie sie für die Familie sorgt, sich gegen den wachsenden Faschismus zur Wehr setzt und schließlich in Marseille ihren berühmten Roman „Transit“ beginnt.
Die Jahre Anna Seghers in Frankreich sind nicht so bekannt wie die Zeit, die sie im Exil in Mexiko verbracht hat. Monika Melchert, die nicht nur einige Bücher über Anna Seghers verfasst hat, wie "Rückkehr in ein kaltes Land" über ihre Heimkehr nach Deutschland 1953, sondern auch zwanzig Jahre Führungen durch die Wohnung Anna Seghers in Adlershof gemacht hat, ist eine intime Kennerin von Leben und Werk. Sie reiste mit Anna Seghers Sohn, Pierre Radvány, durch Frankreich, um die Aufenthaltsorte der Familie zu sehen.
"Wilde und zarte Träume" sind es, die Anna Seghers bewegen, zwischen den Härten des Alltags einer Mutter von zwei Kindern, die zusehen muss, wie sie für den Unterhalt der Familie mit sorgt, ihrer ungewöhnlich eigenständigen Liebe zu ihrem Mann Lászlo Radvány und ihrem politischen Engagement. Davon erzählt Monika Melchert mit einem genauen Blick auf die politischen Hintergründe und in das entstehende Werk.
Zeichnungen der jungen Künstlerin Luna Al-Mousli laden zum Verweilen und Nachdenken ein, über eine Schriftstellerin, die später vielen als Nationaldichterin der DDR bekannt wurde, die sich hier jedoch auf einem äußerst ungesicherten Boden ihr Werk entwickelt udn erschreibt, die in schwieirgen Zeiten Gesicht zeigt udn nicht müde wird, sich für eine Utopie des Wir einzusetzen.
Vor allem aber ist Monika Melchert eine leidenschaftliche Leserin und selbst wunderbar schreibende Autorin. Geradezu spannend berichtet sie von der Entstehung der geheimnisvollen Erzählungen vom "Räuber Woynok" und den "Sagen um Artemis", in denen Anna Seghers mit märchenhaften Mittel subtil die politischen Fragen der Zeit verarbeitet, die Frage, wie sich der Einzelne zu seiner "Gruppe" verhält. Monika Melchert begleitet Anna Seghers an die Caféhaustische am Boulevard Saint-Germain, wo sie im eleganten Kleid sitzt, beobachtet und schreibt. Sie berichtet von Anna Seghers Begegnungen mit anderen KünstlerInnen im Exil wie der Schauspielerin Helene Weigel oder dem Dichter Pablo Neruda, u.a. beim Schriftstellerkongress für den Frieden und gegen den wachsenden Nationalsozialismus. Als die Familie sich immer mehr in Gefahr sieht, weil sie jüdischer Herkunft ist, muss Anna Seghers um das Überleben kämpfen, zugleich arbeitet sie an ihrem großen Roman "Das siebte Kreuz" und beginnt schließlich, in Marseille, "Transit".
Das Buch vermittelt auf "kleinstem Raum" ein großes Wissen; es wendet sich an Jüngere, die Anna Seghers ganz neu kennenlernen möchten, und an "Ältere", die die Autorin von ganz neuen Seiten entdecken können.
Die Zeichnungen der jungen Künstlerin Luna Al-Mousli, die ihre Kindheit in Damaskus verbracht hat und nun schon länger in Österreich lebt, greifen die Leerstellen an den Orten in Frankreich auf, an denen die Schriftstellerin ihre papierenen Spuren hinterlassen hat ...
Monika Melchert
1953 in Bad Elster geboren, lebt in Berlin. 1981 Promotion über Max Frisch und Christa Wolf. 20 Jahre hat sie an der HumboldtUniversität Deutsche Literatur gelehrt, 1982 – 84 an der Universität von Madagaskar, 1984 – 86 in Warschau. Seit 2001 freiberuflich. Führt Besucher durch die AnnaSeghersGedenkstätte und die BrechtWeigelGedenk stätte (Akademie der Künste). Herausgeberin der neunbändigen Reihe „Spurensuche. Vergessene Autorinnen wiederentdeckt“ (Trafo Verlag, 2002 ff.) über Schriftstellerinnen der Weimarer Republik und der frühen Nachkriegszeit. In den letzten Jahren erschienen ihre Bücher über Christa Wolf, Max Frisch, Anna Seghers, Thea und Carl Sternheim. Tanzte viele Jahre in einer freien Ballettgruppe an der Komischen Oper Berlin.
Luna Al-Mousli
1990 in Melk (Österreich) geboren, aufge wachsen in Damaskus, lebt heute in Wien. Sie absolvierte ihr Grafik DesignStudium an der Universität für Angewandte Kunst. Seit 2013 ist sie selbstständige GrafikDesignerin und Illustratorin. Als Schriftstellerin veröffentlichte sie ihr erstes Debüt „Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus“ im weissbooks Verlag 2016. Sie wurde unter anderem mit dem Österreichischen Kinder und Jugendbuchpreis ausgezeichnet.
Bertold Brecht über den "Räuber Woynok"
An den »Schönsten Sagen vom Räuber Woynok« von der Seghers lobte Brecht, daß sie die Befreiung der Seghers vom Auftrag erkennen lassen. »Die Seghers kann nicht auf Grund eines Auftrags produzieren, so wie ich ohne einen Auftrag garnicht wüßte, wie ich mit dem Schreiben anfangen soll.« Er lobte auch, daß ein Querkopf und Einzelgänger in diesen Geschichten als die tragende Figur auftritt.
in Walter Benjamin, Tagebuchnotizen 1938, 6. März
wenn man das Buch nicht hat, hier zu finden: http://gutenberg.spiegel.de/buch/selbstzeugnisse-6568/5
ziemlich weit runterscrollen.
Zur Ausstellung anlässlich der Buchpremiere im Café Lawrence in Berlin Mitte in der Berliner Zeitung: siehe angehängte pdf der Artikel von Cornelia Geißler.